Interview mit Bettina Schuler von Citizen2be
Bettina Schuler ist eine Weltverbesserin und durch und durch eine Macherin. Mit ihrer gemeinnützigen Organisation Citizen2be hilft sie traumatisierten Frauen mit kostenlosen Yogastunden dabei, ihre Traumata zu überwinden. Diese wichtige Arbeit möchten wir unbedingt unterstützen. Daher gehen 3€ pro Bluse aus unserer aktuellen Crowdfunding-Kampagne an Citizen2be.
Neben der Arbeit für die Citizen2be ist Bettina auch Autorin und hat gerade ihr neues Buch "Think The Yoga Way" veröffentlicht. Damit propagiert sie die Rückbesinnung auf die Werte Nächstenliebe, Mitgefühl und Wahrhaftigkeit. Mehr zu Bettina und ihrer Arbeit erfahrt ihr im Interview.
Welche drei Wörter beschreiben dich am besten?
Machen, reden, hüpfen.
Wie bist du dazu gekommen Citizen2be zu gründen und was möchtest du mit deiner Arbeit bewirken?
Ich habe 2014 damit angefangen, in einem Heim geflüchteten Frauen Yogaunterricht zu geben. Ich habe sehr schnell bemerkt, wie gut das Yoga für die Frauen ist. Sowohl auf der körperlichen als auch auf der seelischen Ebene. Viele von ihnen sind aufgrund der Erfahrungen, die sie in ihrer Heimat gemacht haben und aus der sie aufgrund von Krieg oder Armut geflohen sind, schwer traumatisiert. Viele dieser Traumata zeigen sich jedoch erst, wenn sie hier in Deutschland angekommen und in Sicherheit sind. Bis dahin haben sie noch funktioniert. Doch dann, wenn es um sie herum ruhig ist und sie aufgrund der bürokratischen Prozesse, in denen sie sich zunächst noch befinden, erst einmal zum Warten verdammt sind, kommt das Trauma hoch und bricht sich in Form von Panikattacken, Schlaflosigkeit und Depressionen seine Bahnen. Natürlich kann das Yoga, das alles nicht heilen. Dafür braucht es die professionelle Hilfe einer/s Therapeut*in. Aber das Yoga kann den Menschen dabei helfen, besser mit den Symptomen des Traumas umzugehen und wieder Vertrauen in sich und seinen Körper zu bekommen. Etwas, das den meisten traumatisierten Menschen abhandengekommen ist. Was ich am Yoga ganz besonders liebe ist, dass es ein Hilfsmittel ist, das uns immer und überall kostenlos zur Verfügung steht und mit dem wir uns unabhängig von anderen helfen können. Gerade Letzteres ist für traumatisierte Menschen ganz besonders wichtig. Denn in der traumatischen Situation haben sie etwas erlebt, über das sie keine Kontrolle mehr hatten, das außerhalb ihres bisherigen vorstellbaren Erfahrungsbereiches war und das sie nicht einordnen oder greifen können und das sie deshalb in eine Unsicherheit stürzt. Das Yoga kann ihnen helfen, diese Unsicherheit zu überwinden und wieder der Chef seines eigenen Körpers und Lebens zu werden.
Citizen2be bildet YogalehrerInnen im trauma-informierten Yoga aus. Was genau steckt dahinter?
Yogalehrer*in ist ja leider kein geschützter Berufsbegriff. Das heißt, jeder kann sich Yogalehrer*in nennen, auch, wenn er gerade mal eben ein Wochenendworkshop absolviert hat. Das ist allein schon bei normalen Schüler*innen schon ziemlich fahrlässig. Denn nicht nur viele Schüler*in, sondern ebenso viele Yogalehrer*in verwechseln ihren Beruf mit dem eines/r Therapeut*in. Und da sich leider gerade sehr labile Menschen zum Yoga hingezogen fühlen, kann das mitunter sehr gefährlich werden. Diese Gefahr verstärkt sich natürlich bei der Arbeit mit traumatisierten Menschen. Deshalb ist es für mich unabdingbar, dass die Lehrer*innen, die im Name von Citizen2be unterrichten, nicht nur wissen, was ein Trauma ist und wie sie in Notsituationen zu reagieren haben, sondern auch, was ihre Grenzen sind. Das alles lernen sie in unseren Workshops. Zudem muss jede Lehrerin ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, einen Erste – Hilfe - Kurs absolviert haben und eine Yogalehrerausbildung mit 200+ absolviert haben.
Was hat dich dazu bewogen, dein neues Buch Think The Yoga Way zu schreiben?
Für mich ist Yoga viel mehr als reine Asanapraxis. Es ist ein philosophisches Lebenskonzept, das uns nicht nur dabei helfen kann, glücklicher zu werden, sondern uns auch wieder mit unseren Mitmenschen und der Umwelt zu verbinden. Viele Menschen wissen jedoch nur den körperlichen Aspekt des Yoga. Das finde ich schade. Denn Yoga ist so viel viel mehr. Leider sind die meisten philosophischen Yogabücher recht kompliziert geschrieben. Das schreckt viele Menschen ab. Genau diese Lücke wollte ich mit meinem Buch füllen. Es soll jedem die Möglichkeit geben, auf einfach Art und Weise mehr über das Yoga zu erfahren. Und im besten Fall regt es den ein oder anderen sogar dazu an, einige Aspekte daraus in sein eigenes Leben zu integrieren.