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ZIRKULÄRE FASERN IM YOGA

Zirkuläre Fasern im Yoga - wir schließen den Kreis


Zirkularität ist die Zukunft. Zwei nachhaltige Firmen in der Yogabranche berichten, was sie für einen positiven Wandel tun.


Wir sind Anna und Sophie, die zwei Gründerinnen des nachhaltigen Start-Ups hejhej-mats. Wir haben die ersten closed-loop Yogamatten aus recycelten Materialien entwickelt. Unsere Vision ist es, durch unsere nachhaltigen Yoga Produkte die Menge an Plastikmüll auf unserem Planeten zu reduzieren und bewussten Konsum zu fördern. Genau wie Besonnen, sind wir begeistert von Rohstoffen, die in endlosen Kreisläufen fließen und sehen darin die Zukunft einer nachhaltigen Yogapraxis.  

In unserem gemeinsamen Interview, berichten wir über die Erfahrungen und Herausforderungen als nachhaltige und zirkuläre Unternehmen. Wir möchten euch damit inspirieren und motivieren, denn nur gemeinsam schaffen wir es, diesen Planeten zu einem lebenswerten Ort für zukünftige Generationen zu machen!

Seit wann beschäftigt ihr euch mit dem Thema Nachhaltigkeit und wieso?


Besonnen: Nachhaltigkeit ist für Besonnen Gründerin Annett schon lange ein großes Anliegen. Ihre Karriere begann bei einem der großen Fast Fashion Labels in London und ihre Erfahrungen dort, lassen sie bis heute die gesamte Modeindustrie hinterfragen. Der Wechsel in die grüne Modewelt war dann nur eine Frage der Zeit. 2014 zog Annett nach Berlin und übernahm die deutsche Leitung von Fashion Revolution - eine globale Kampagne für mehr Transparenz in der Modeindustrie. Daraus entwickelte sich später future fashion forward e.V. - ein gemeinnütziger Verein für die Aufklärung in der Textil- und Modeproduktion. Als teil des Bildungsteams entwickelt Annett gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung, ein Bildungsprojekt für Schulen zu fairer Mode.

HejHej: Für uns beide spielt Nachhaltigkeit im privaten Leben schön länger eine Rolle. Sophie hat bereits in ihrem Bachelor Studium Sozialökonomie studiert und wurde besonders von ihrem Dozenten für nachhaltiges Wirtschaften, Prof. Dr. Markus Beckmann, sehr positiv geprägt. Ich habe zunächst Marketing Management studiert und im Studium schnell begonnen zu hinterfragen, wofür ich diese ganzen Techniken eigentlich lerne. Es war mir schnell klar, dass ich diese nur für etwas sinnstiftendes einsetzen möchte. Nachher studierten wir beide im Master in Schweden Nachhaltigkeitsmanagement. Hier kam uns auch die Idee zu unserem nachhaltigen Start-Up hejhej-mats.  

Wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Besonnen: Besonnen sein heißt bedacht, ruhig und achtsam in diese Welt zu blicken. Genauso möchten wir als nachhaltiges Modelabel auch sein. Besonnen steht für Achtsamkeit und für ein selbstverständliches Bewusstsein für die Natur und Mitmenschen. Unserer Name, genau so wie unsere zirkuläre und achtsame Mode, ist eine klare Differenzierung von und eine bewusste Herausforderung an die Fast Fashion Welt. 

HejHej: Wir wollten unsere Verbindung zu Schweden gerne aufrecht erhalten, denn da hat die ganze hejhej-Geschichte begonnen. Hej bedeutet auf Schwedisch Hallo. Mit dem hejhej in unserem Markennamen behalten wir nicht nur die Verbindung zu Schweden, wir begrüßen auch die neue Ressource, die durch unsere Yogamatten ein zweites Leben bekommt. 

Können wir überhaupt durch neue Produkte die Welt verändern?


Besonnen:  Absolut. Durch nachhaltige Business-Modelle, die die Kundin und ihr Verantwortungsbewusstsein mit ins Boot holen, können alltagsbewusste Anregungen geschaffen werden. Deshalb sehen wir unser zirkuläres Geschäftsmodell mit nachhaltigen Produkten aus innovativen und starken Fasern als ein Anfang um die Welt zu verändern. Wir regen mit unserer Kollektion zum Umdenken an und bieten eine modische und preiswerte Alternative zu Fast Fashion.  

HejHej: Das sehen wir genauso. Es liegt zum einen in unserer Verantwortung nachhaltige Alternativen zu herkömmlichen Produkten zu bieten, aber zum anderen auch, darüber aufzuklären und die Gesellschaft aktiv mit einzubeziehen und aufzuklären. So können wir mit unserer Marke Stück für Stück einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung unseres Planeten leisten. 

Was bedeutet für euch ein zirkuläres Geschäftsmodell und warum verfolgt ihr es? 


Besonnen: Es war von Anfang an klar, dass Besonnen ein zirkuläres Geschäftsmodell verfolgen würde - alles andere ist nicht mehr zukunftsfähig. ​Weltweit werden nur 1% aller Kleidung zurück in den Textilkreislauf geführt - das sind allein in Deutschland 1,7 Mio Textilien, die einfach weggeworfen werden. Das Kreislaufmodell zielt darauf, Produkte nach ihrem Gebrauch nicht mehr zu Abfall werden zu lassen, sondern sie als Sekundärrohstoffe dem Produktionszyklus wieder zuzuführen. Wir möchten mit Besonnen eine achtsame Alternative für die Zukunft bieten und zeigen, dass Zirkularität in der Modeindustrie machbar und vor allem auch schön ist.  

HejHej: Wir waren durch unseren Master im Nachhaltigkeitsmanagement mit dem Prinzip der Circular Economy vertraut und für uns birgt es die meisten Nachhaltigkeitspotentiale. Wir haben eine zirkuläre Yogamatte entwickelt, weil uns die bisherigen, nachhaltigen Alternativen auf dem Markt enttäuscht haben. Sie werden entweder aus umweltschädlichem PVC produziert oder aus Kautschuk. Für Kautschukplantagen wird in Südostasien wertvoller Regenwald gerodet, Biodiversität geht verloren und die Böden sind nach einigen Jahrzehnten erschöpft. Für uns ist die Circular Economy die beste Variante um im Einklang mit unserem Planeten ein neues Produkt auf den Markt zu bringen und damit unser Bedürfnis nach Konsum zu stillen.

Welche Materialien entsprechen eurer Meinung nach den Anforderungen an nachhaltige Yoga Produkte?


Besonnen: Wir verwenden nur nachhaltige Materialien in unseren Kollektionen. Da für unsere Activewear Funktionalität wie z.B. schweiß- und geruchsabweisende Eigenschaften essentiell sind, haben wir uns nach langem Testen für synthetische Fasern entschieden. Die sind länger formstabil und erfüllen die Anforderungen an Langlebigkeit, auf die wir bei Besonnen besonders achten. Unsere Bustiers und Leggings sind aus 100% recycelten Nylonfasern hergestellt. Diese sogenannte ECONYL®-Faser wird aus Nylonabfällen gewonnen, die von abgefischten Fischernetzen aus dem Ozean stammen.

HejHej: Für uns sind die nachhaltigsten Materialien solche, die man nicht neu vom Planeten entnehmen muss und die auch keinen zusätzlichen Müll für den Planeten darstellen, wenn sie am Ende ihres regulären Lebens angekommen sind. Das heißt, wir versuchen unsere Materialien immer so zu sourcen, dass sie ganz im Sinne der Circular Economy verwendet werden können. Für unsere Yogamatte nehmen wir dafür Schnittreste aus der Schaumstoffindustrie und schenken ihnen ein neues Leben in Form eines hochwertigen Produktes. So können wir sicherstellen, dass für den Prozess keine wertvollen natürlichen Ressourcen verwendet werden und keine Biodiversität verloren geht, wie es zum Beispiel bei Kautschuk Matten der Fall ist.

Mit nachhaltigen Materialien zu arbeiten ist nicht gerade günstig, oder?


Besonnen: Ja, nachhaltige Materialien sind nicht günstig aber wenn du täglich Sport machst, lohnt es sich, in hochwertige und strapazierfähige Kleidungsstücke zu investieren, die gut für dich und die Umwelt sind. Unsere Produktions- und Materialkosten sind höher aber dafür hat unsere gesamte Kollektion eine große Langlebigkeit, einen niedrigen Energie- und Wasserverbrauch und sind eine nachhaltige Alternative zu den herkömmlichen Yoga- und Sportmarken. Darauf sind wir stolz!

HejHej: Nein, leider ist es im Vergleich zu konventionellen Produkten nicht wirklich günstig, nachhaltig zu produzieren. Gerade bei zirkulären Produkten ist es so, dass das Recycling zu Beginn des Produktes sowie das Recycling am Ende des Produktes bereits im Preis mit einberechnet sind. Es wird also der komplette Produktlebenszyklus verkauft, nicht nur die Herstellung. 

Wie designt man zirkulär und macht ihr das selber?


Besonnen: Ja, denn Annett ist nicht nur die Gründerin sondern auch Designerin hinter jedem schönen Besonnen Stück. Bei zirkulären Design, muss man vor allem darauf achten, dass alle Aspekte eines Kleidungsstücks wiederverwertet werden können. Die größte Herausforderung für ein hochwertiges Faser-zu-Faser-Recycling ist, dass Produkte nur aus möglichst hundertprozentigen Fasern zu neuen Fasern verwertet werden können. Deswegen benutzen wir 100% Tencel für viele unserer Produkte. Es gibt aber auch kleine, sehr wichtig Design Details, wie zum Beispiel das Verzichten auf Pflegeetiketten. Aufwendige Sortierverfahren werden dadurch nämlich überflüssig.

HejHej: Ja wir haben die circular hejhej-mat und die hejhej-bag selbst entwickelt und designet. Dabei hat uns unser Know-How aus dem Masterstudium geholfen und zudem haben wir uns ein Netzwerk aus verschiedenen Experten aufgebaut. Der zirkuläre Aspekt muss schon von Beginn an im Designprozess festgeschrieben sein. Von Anfang an müssen Rohstoffe identifiziert werden, die eine Recyclingfähigkeit aufweisen. Der Recyclingprozess sollte auch im besten Fall schon getestet werden. Der zirkuläre Gedanke muss einen genauso großen Stellenwert im Designprozess einnehmen wie die Qualität und die Ästhetik. 

Was sind die Herausforderungen dabei?


Besonnen: Innovatives Design ist immer herausfordernd und oft muss man lange Test-Phasen durchlaufen, bevor man ans Ziel gelangt. Wir stehen noch am Anfang unserer zirkulären Reise, freuen uns aber zusammen mit enthusiastischen Partnern neue Lösungen für eine kreislauffähige Zukunft zu finden. Eine Herausforderung ist zum Beispiel, einen skalierbaren Recycling-Partner zu finden. 

HejHej: Eine Herausforderung ist es die Materialien zu identifizieren, die zum einen die Ansprüche an ein hochwertiges Produkt erfüllen und zum anderen die Recyclingfähigkeit am Ende mitbringen. Wir hatten während unseres Entwicklungsprozess einige Materialien die wir zwar hätten recyceln können, aber die nicht die Anforderungen an eine Yogamatte erfüllt haben. Heute haben wir eine Lösung die alles beinhaltet: Eine super rutschfeste Oberfläche, eine super Dämpfung und wir können alles zum Ende des Produktlebens komplett recyceln. Das Finden von einem verlässlichem Partner ist außerdem eine Herausforderung. Wir haben hierfür auch viel länger gebraucht als wir geplant hatten und können daher nur als Tipp mitgeben, dass man sich Zeit gibt und mit so vielen Menschen wie möglich über das Vorhaben spricht. 

Welche Rolle spielt Kreislaufwirtschaft im Bereich für Active Lifestyle Produkte?


Besonnen: Natürlich eine Wichtige! Wir sind ja alle ein Teil der Kreislaufwirtschaft - vom nachhaltigen Modelabel, Produzenten, Lieferanten bis zur Kundin - alle tragen zum Funktionieren des Kreislaufs bei. Wenn eine Yogini unsere Walk Free Leggings kauft, hoffen wir, dass sie sich bewusst für dieses Produkt und für seine Langlebigkeit entschieden hat. Wir helfen unseren Kundinnen auch mit energieeffizienten Pflegeanleitungen, um nicht nur das Leben der Leggings sondern auch unserer Umwelt zu verlängern. Wir wünschen uns natürlich, dass Besonnen Stücke ausgiebig getragen werden aber wenn diese Zeit vorbei ist, dann machen wir aus gebrauchten Besonnen neues Besonnen. Die Kundin leitet dabei den nächsten zirkulären Schritt ein, in dem sie die gebrauchten Produkte an uns zurück  schickt.

HejHej: Die Kreislaufwirtschaft ist das Fundament von hejhej-mats. Für uns ist es die nachhaltigste Art und Weise, neue Produkte auf den Markt zu bringen. Wir haben uns damals entschieden, eine circular Yogamatte zu entwickeln, weil es eben diese noch nicht gab. Die Verantwortung der Unternehmen ist es, ein Produkt so zu entwerfen, dass es zu 100% recycelt werden kann und so Rohstoffe für ein neues Produkt liefert. Daher nehmen wir unsere hejhej-mats kostenfrei zurück und recyceln sie so, dass aus Ihnen der Kern neuer hejhej-mats entsteht. Natürlich ist auch der Konsument in der Verantwortung, denn dieser muss die hejhej-mats Yogamatten an uns zurück geben. Wir versuchen hierfür Anreize zu schaffen, indem wir 15% Rabatt auf ein neues hejhej-Produkt gewähren sowie den Versand zurück an uns übernehmen. 

Warum ist sind nachhaltige Yoga-Produkte eine Lösung für die Zukunft?


Besonnen: Es ist wichtig, das Produkt bis zum Ende seines Produktlebens zu durchdenken und auch zu überlegen, wie es am besten von der Trägerin genutzt werden kann. Die Capsule Kollektion ist eine effiziente und auch ästhetische Lösung für den minimalistischen Kleiderschrank. Losgelöst von Modetrends besteht sie aus wenigen Kleidungsstücken die modular kombinierbar sind und für Sport sowie auch Freizeit passen. Denn wenn wir die Lebensdauer eines Kleidungsstücks nur um 9 Monate verlängern, können wir CO2-Ausstoß, Abfallproduktion und Wasserverbrauch um etwa 20 bis 30% senken.

HejHej: Unser Planet hat bereits einen gefährlichen Kipp-Punkt erreicht und einige von der Menschheit angerichtete Schäden sind bereits irreversibel. Unsere einzige Chance dem Klimawandel entgegenzuwirken ist es, umgehend nachhaltig, und das bedeutet auch weniger, zu konsumieren. Durch unsere nachhaltigen Yogaprodukte bieten wir also nicht nur die Möglichkeit so gut es geht Einklang mit unserem Planeten zu konsumieren, wir wollen auch darauf aufmerksam machen, was nachhaltiger Konsum eigentlich bedeutet und Aufmerksamkeit dafür schaffen.